Institut für Volkskunde
der Deutschen des östlichen Europa
IVDE Freiburg
 
Quartalsbild 2/2024

Brotbacken

In bäuerlichen Haushalten gehörte das Backen von eigenem Brot zum Alltag. Die zeitaufwändige und oft körperlich anstrengende Arbeit wurde von Frauen verrichtet. Die Backtage verliefen nach einem festen Ablauf. Ihre Frequenz richtete sich nach der Menge und der Haltbarkeit der Brote. Da es einfacher war, Korn zu lagern als Mehl, ließ der Bauer die erforderliche Menge Getreide meistens unmittelbar vor dem Backen frisch mahlen. Am Vorabend des Backtages wurde der Vorteig angesetzt. Nachdem er über Nacht sein Volumen verdoppelt hatte, wurde ihm in der frühen Morgenstunde nach und nach das Mehl beigemischt und unter Zugabe einer schwachen Salzlauge begann der schwierigste Teil der Arbeit, das Teigkneten. Erst nachdem der geknetete Teig längere Zeit geruht hatte, konnten die Laibe geformt und, häufig von einem Segensspruch begleitet, in den vorgeheizten Ofen gesetzt werden.

Auf unserem Bild beugt sich eine in Tracht gekleidete Bäuerin über einen aus einem Stück Holz geschnitzten Backtrog. Mit beiden Händen knetet sie konzentriert den Teig. Backtröge gehörten zur den wichtigsten Arbeitsutensilien in bäuerlichen Haushalten und wurden meistens über Generationen hinweg vererbt. Die Länge eines Backtroges entsprach in der Regel der Größe des Hofes und erreichte in großen Bauernwirtschaften mehrere Meter, so dass daran oft bis zu sechs Personen zum Kneten des Teiges Platz fanden. In Regionen, in denen schweres Schwarzbrot aus Roggenschort gebacken wurde, wurden der Bauer, sowie auch Knechte und Mägde zum Kneten zu Hilfe geholt. Mehrere Stunden bearbeiteten sie den Teig, bis er nicht mehr an den Händen klebte. Manchmal stieg der stärkste Knecht sogar in den Trog, um mit den Füßen zu helfen. Nur gut durchgekneteter Teig ließ das Brot in dem gewünschten Maße aufgehen.

Alle Bilder aus dem Nachlass sind im Online-Bildarchiv über die Webseite des IVDE einsehbar. Zu den Bildern linkicon.png

Quelle:
Meise, Hans: So backt der Bauer sein Brot; Bielefeld 1959.

Bildarchiv: Veronika Králová
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