Institut für Volkskunde
der Deutschen des östlichen Europa
IVDE Freiburg
 
Quartalsbild 3/2022
Lieder u. Ged. in erzgeb. Mundart. Nr. XIV. / Melod. Text u. Zeichn. v. A. Günther, Gottesgab. (Aufdruck auf der Liedpostkarte)

Heimweh nach dem Pflücken der "Schwarzbeer"

Bei dem hier dargestellten Bilddokument handelt es sich um eine sogenannte Liedpostkarte des erzgebirgischen Volksdichters und Sängers Anton Günther (1876–1937). Darauf abgebildet sind ein Heidelbeerzweig und im Hintergrund zwei Personen in einer hügeligen Waldlandschaft. Neben der Zeichnung steht das 6-strophige Lied "Hamweh" mit Text und Noten.

In dem Lied thematisiert der von Heimweh geplagte Günther die Schönheit seiner Heimat und seine Sehnsucht danach. Es entstand vermutlich während seiner Zeit in Prag, als er in der K. K. Hoflithografie A. Haase arbeitete, bevor er 1901 nach dem Tod des Vaters in seinen Geburtsort Gottesgab / Boží Dar zurückkehrte. (vgl. Heilfurth)

In der fünften Strophe erinnert sich der Sänger an das Sammeln der "Schwarzbeer", wie die Heidelbeere in manchen Regionen auch genannt wurde:

"Schü' is's wenn mr en Sommer aus da Schwarzbeer ham gieht,
Aus da Schwarzbeer ham gieht, aus da Schwarzbeer ham gieht,
Wenn mr henter da Ficht'n da Sonn nei'kriech'n sieht,
Da Sonn' nei'kriechn sieht, wenn mr ham gieht."

Günther gilt als "Erfinder" der Liedpostkarte, auf der jeweils ein Lied mit Text und Noten und häufig eine Zeichnung (Lithographie) in Farbe abgebildet sind. Er gab die meisten Karten im Selbstverlag heraus. Die erste Version der hier gezeigten Liedpostkarte stammt aus dem Jahr 1901. Das IVDE verwahrt derzeit 59 Liedpostkarten Günthers, die über das Online-Bildarchiv abrufbar sind.

Quellen:
Heilfurth, Gerhard: Der erzgebirgische Volkssänger Anton Günther. Leben und Werk, Frankfurt am Main 1962.

Bildarchiv: Teresa Volk
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