Institut für Volkskunde
der Deutschen des östlichen Europa
IVDE Freiburg
 
Quartalsbild 4/2022
Männer und Frauen beim gemeinsamen Bobscheblatta – Entblättern der Maiskolben – nach der Maisernte in Tariverde.

Die Maisernte und das "Bobscheblatta"

Auf der abgebildeten Fotografie ist eine Gruppe junger Männer und Frauen zu sehen, die auf dem Boden im Kreis zusammensitzen. In der Mitte zwischen ihnen liegen Maiskolben, daneben steht ein Korb.

Die jungen Leute sind dabei, die geernteten Maiskolben von der Schale zu befreien. Dieses gemeinsame Entblättern der Maiskolben – "Bobscheblatta" genannt – war ein bei Jugendlichen beliebter Brauch. Die Person, die einen roten Maiskolben entblätterte, musste die Person, die neben ihr saß, küssen. Dadurch ergibt sich auch die Sitzordnung der, im Wechsel nebeneinandersitzenden, Männer und Frauen.

Das Bild stammt aus dem Nachlass von Otto Klett und Johannes Niermann. Klett wurde 1910 in der Dobrudscha geboren, war später Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Dobrudscha- und Bulgariendeutschen und Herausgeber des Jahrbuchs der Dobrudschadeutschen. Die Dobrudscha ist eine historische Region am Schwarzen Meer und liegt im heutigen Rumänien sowie im nördlichen Bulgarien. Von 1840 bis 1940 haben dort Deutsche gelebt, die zum größten Teil von Bessarabien aus in die Dobrudscha eingewandert waren. Nach Kletts Tod im Jahr 1976 ging der Nachlass in den Besitz von Johannes Niermann über. Dieser war Professor für Pädagogik, forschte in den 1990er-Jahren zu den Dobrudschadeutschen und führte Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern der Erlebnisgeneration. Im Bildarchiv des IVDE befinden sich ca. 8.000 Bilddokumente, von denen ca. 2.000 bereits im Online-Bildarchiv auf der Webseite des IVDE nachweisbar sind. Zu den Bildern linkicon.png

Quellen:
Clauß, Susanne: Zum Gedächtnis einer "vergessenen deutschen Minderheit". Die Nachlässe von Otto Klett und Johannes Niermann als Zeitzeugnis der Dobrudschadeutschen. In: Spiegelungen. Zeitschrift für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas, 9 (2014), S. 49–58.

Bildarchiv: Alexandra Waliño Fernandez
Als PDF speichern