Institut für Volkskunde
der Deutschen des östlichen Europa
IVDE Freiburg
 
Quartalston 4/2018

Martinsgans und Martinshörnchen

Der Martinstag (11.11.) markiert das Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres. Es ist der letzte große Festtag vor dem Weihnachtsfasten. Wie andere Festtage auch ist er mit bestimmten Speisen verbunden.

Die Entstehung der Martinsgans betreffend gibt es verschiedene Erklärungen. Der Legende nach versteckte sich Martin, der der Wahl zum Bischof von Tours im Jahr 371 entgehen wollte, in einem Stall. Doch das laute Schnattern der Gänse verriet sein Versteck. Die Tradition, Martinsgänse zu braten, hatte jedoch andere Gründe. Am Martinstag, zu Beginn des Winters, schlachtete man, um das Vieh nicht durchfüttern zu müssen. Teilweise wurden auch die am Martinstag fälligen Abgaben, die häufig in Naturalien bezahlt wurden, mit einer Gans beglichen. Bei den vor allem in Schlesien verbreiteten Martinihörnchen handelt es sich um ein für Kinder zubereitetes Hefegebäck in Form eines Hufeisens mit süßer Fülle.

Im folgenden Tonbeispiel berichtet die Tochter eines Landwirtes aus Schönau/Szonów, Landkreis Leobschütz, Oberschlesien über Martinsgans und Martinshörnchen.

Tonarchiv des IVDE, Band 57, aufgenommen am 17.08.1952 in der Siedlung Reichswald bei Kleve.

Tonarchiv: Elisabeth Fendl
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