Institut für Volkskunde
der Deutschen des östlichen Europa
IVDE Freiburg
 
Quartalston 2/2021

Lieder aus dem Lager

Anfang der 1950er-Jahre hat Johannes Künzig meist in Begleitung seiner Assistentin Waltraut Werner zahleiche "strapaziöse Aufnahmefahrten" unternommen, die ihn "auf weite Räume vom Niederrhein bis nach Österreich" geführt haben. "[…] wir besuchten viele Familien in ihrem Heim bzw. ihrer Behausung und ernteten die reichsten Früchte gerade in armseligen Dachstübchen und Baracken", berichtet er 1955 in romantisierender Art und Weise (Künzig, S. 206‒207).

Das hier vorgestellte Tondokument wurde im Juni 1954 im Lager Feffernitz bei Feistritz in Kärnten aufgenommen. Johannes Künzig hat damals mit mehreren ungarn- und jugoslawiendeutschen Familien gesprochen und vor allem deren Liedrepertoire dokumentiert.

Wie in unserem Beispiel deutlich wird, handelte es sich häufig um sentimentale Lieder, die vom Heimweh geprägt waren. In anderen Liedern wurde das "Flüchtlingsschicksal" thematisiert ("In der Fremde irr' als Flüchtling") oder es wurden Lager-Erfahrungen
verarbeitet (vgl. dazu Habenicht).

Quellen:
Habenicht, Gottfried: Leid im Lied. Südost- und ostdeutsche Lagerlieder und Lieder von Flucht, Vertreibung und Verschleppung, Freiburg 1996.
Künzig, Johannes: Zentralstelle für Volkskunde der Heimatvertriebenen, in: Jahrbuch für Volkskunde der Heimatvertriebenen, 1 (1955), S. 203‒209.

Tonarchiv des IVDE, Band 105/2, aufgenommen am 8. Juni 1954 von Johannes Künzig und Waltraut Werner.

Tonarchiv: Elisabeth Fendl
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