Institut für Volkskunde
der Deutschen des östlichen Europa
IVDE Freiburg
 
Quartalston 4/2022

Das Maisschälen als Gemeinschaftsarbeit

Das Maisschälen, im südöstlichen Europa auch Kukuruzschälen, Maislieschen oder Bobscheblatta genannt, war eine in Nachbarschaftshilfe organisierte Arbeit. Die Dorfgemeinschaft setzte sich jeweils in einem Hof zusammen, um die dort vom Feld geholten Maiskolben aus ihren Hüllblättern, den sogenannten Lieschen, zu schälen.

In dem hier präsentierten Tonbeispiel erzählt ein Heimatvertriebener aus Kutjevo in Slawonien vom Maislieschen in seiner Heimat.

Im rückblickenden Erzählen wird diese Arbeit als Vergnügen beschrieben, während dem man auch getrunken und gegessen hat und sich nähergekommen ist.

Das Maisschälen stellte – glaubt man den Erzählungen von Angehörigen der Erlebnisgeneration – eine willkommene Pause während der anstrengenden Erntearbeiten dar, diente der Verbreitung von Neuigkeiten und Geschichten aller Art und beförderte Bekanntschaften zwischen jungen Männern und jungen Frauen. Fand eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer nämlich unter den Blättern einen roten Maiskolben vor, wurden sie oder er von der bzw. dem jeweils Nebensitzenden geküsst.

Tonarchiv des IVDE, Band 208/II, aufgenommen von Johannes Künzig und Waltraut Werner-Künzig im Lager Piding bei Berchtesgaden, am 21.09.1956.

Tonarchiv: Elisabeth Fendl
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