Bildungseinrichtungen der 'auslanddeutschen Volkstumsarbeit'
Jahrestagung des IVDE
Spätestens mit der Gründung des Allgemeinen Deutschen Schulvereins zur Erhaltung des Deutschtums im Auslande (1881) wurde das kulturelle, wirtschaftliche und imperiale Interesse im Deutschen Reich an den "Auslanddeutschen" offenkundig. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg entwickelte es sich zur "Mode". Außerhalb des Reichs hatten im 19. Jahrhundert die ethnischen Auseinandersetzungen zugenommen, die sich ab 1918 mit der Gründung neuer Staaten verstärkten. Ab dieser Zeit wurde die Kooperation zwischen privaten und staatlichen Stellen im Reich und den Organisationen und Institutionen der "Auslanddeutschen" verstärkt ausgebaut. Diese Aktivitäten erstreckten sich auf ein ideologisches Spektrum von ethnischer Selbstbehauptung bis radikaler völkischer Indoktrination sowie von Minderheitenschutz bis zu Grenzrevisionen. Unter dem Label "auslanddeutsche Volkstumsarbeit" wurde massenwirksam auf diese Ziele hingearbeitet. In Vereinen, Kirchen, aber besonders in Schulen sollte nicht nur die deutsche Sprache und Kultur gepflegt werden, sondern die Schülerinnen und Schüler geschlechtsspezifisch für das Deutschtum gewonnen werden, was auch eine politische Instrumentalisierung einschloss. Zur Förderung einer ethnischen Elite wurden beginnend mit der Gründung der Deutschen Burse zu Marburg im Jahre 1920 weitere Bursen gegründet,also Wohnheime, in denen neben ihrem Studium ausland- und grenzlanddeutsche Studenten als künftige Akteure für die "Volksgruppen"-Führungen herangezogen werden sollten. Hier boten sich vor allem Schulen, aber auch entsprechende Organisationen und Institutionen außerhalb des Reichs als "Lieferanten" von Burseninsassen an.
Die interdisziplinäre Tagung ging neben der Geschichte den Lehrinhalten und vermittelten kulturellen Praxen dieser Bildungseinrichtungen inner- und außerhalb des Deutschen Reiches nach. Des Weiteren wurden sowohl das ideologische Gedankengut als auch die jeweiligen Netzwerke thematisiert.