Der Sudetendeutsche Tag. Zur demonstrativen Festkultur von Heimatvertriebenen
Jahrestagung des IVDE
Heimatvertriebenen-Treffen wie der Sudetendeutsche Tag fanden in der volkskundlichen und soziologischen Literatur schon früh Beachtung. Eine systematische Untersuchung steht bislang jedoch aus. Am Beispiel des von der Sudetendeutschen Landsmannschaft seit 1950 jährlich abgehaltenen Sudetendeutschen Tags sollen auf der Jahrestagung des Instituts für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa (IVDE) die Entwicklung, die Funktion und die Ästhetik von Großtreffen der Heimatvertriebenen untersucht werden. Auch wenn er von den Veranstaltern häufig einseitig als "größtes Familienfest der sudetendeutschen Volksgruppe" beschrieben und von den Medien ebenso einseitig lange Zeit fast durchgängig als Zusammenkunft der Ewiggestrigen charakterisiert wurde, kann der Sudetendeutsche Tag als komplexes kulturelles und politisches Ritual betrachtet werden. Er stellt einen Ort bzw. einen Anlass öffentlich zelebrierter Rückschau und gemeinsamen Gedenkens dar und ist geprägt von der starken Verknüpfung von Politik und Emotionen. Angesichts geringer werdender Besucherzahlen und auch daraus resultierender Schwierigkeiten der Finanzierung stellt sich die Frage nach der Zukunft dieses Veranstaltungsformates.