Kulturgeschichte der "auslanddeutschen Volkstumsarbeit"
Gebäude der "Deutsche Bursen zu Marburg" um 1925 (Jahresberichte 1922/25 des Instituts für Grenz- und Auslanddeutschtum an der Universität Marburg, Marburg 1925).
Mit der Gründung des "Allgemeinen Deutschen Schulvereins" (Wien 1880, Berlin 1881) erlangte die Unterstützung von deutschen Ethnien im Ausland eine zunehmende Bedeutung. Die deutsche Schule galt neben deutschen Kirchen und Vereinen als zentrale Institution für "Erhalt und Pflege des Auslanddeutschtums". Das Projekt thematisiert sowohl Institutionen, Protagonisten und ihr Gedankengut als auch kulturelle Praktiken und Kontinuitäten nach 1945.
Nach der jugendbewegten "Volkstumsarbeit" und verschiedenen biografischen Studien werden ab 2016 hauptsächlich die Entwicklung und die kulturellen Praxen der "Deutschen Burse zu Marburg" erforscht, die als "Pilotinstitution" für die zahlreichen Bursengründungen ab der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre anzusehen ist. Die Burse ging aus dem Zusammenschluss des 1918 gegründeten universitären "Instituts für Deutschtum im Ausland" und eines 1920 erworbenen Wohnheims hervor. Maximal 30 junge "Volksgenossen" aus allen von Deutschen bewohnten Teilen der Erde sollten in einer Lebens-, Haus- und Arbeitsgemeinschaft neben ihrem jeweiligen Studienfach an die wissenschaftliche Arbeit zu den Problemen des deutschen Volkstums, insbesondere denen des Grenz- und Auslanddeutschtums, herangeführt werden. Ziel war die "Bildung eines deutschen Gesamtvolksbewußtseins und einer Gesamtvolksverpflichtung", was nach der Rückkehr in die Heimat die Verstärkung der Volksgruppenführungen beinhaltete.
Publikationen
Gottfried Fittbogen. In: Michael Fahlbusch/Ingo Haar/Alexander Pinwinkler (Hg.) unter Mitarbeit von David Hamann: Handbuch der völkischen Wissenschaften. 2., grundlegend erweiterte und überarb. Aufl., Bd. 1: Biographien, Berlin/Boston 2017, S. 163–167. (zusammen mit Alexander Korb) Karl Christian von Loesch. In: ebd., S. 446–452. Johann Wilhelm Mannhardt. In: ebd., S. 461–468. Hans Steinacher. In: ebd., S. 788–804. Deutsche Burse zu Marburg/Institut für Grenz- und Auslanddeutschtum. In: Michael Fahlbusch/Ingo Haar/Alexander Pinwinkler (Hg.) unter Mitarbeit von David Hamann: Handbuch der völkischen Wissenschaften. 2., grundlegend erweiterte und überarb. Aufl., Bd. 2: Forschungskonzepte – Institutionen – Organisationen – Zeitschriften, Berlin/Boston 2017, S. 1784–1795. "Völkische Schutzarbeit" katholischer Jugendbewegter. Die Fahrten des Bundes Neudeutschland in der Zwischenkriegszeit nach Sathmar, in: Jahrbuch für deutsche und osteuropäische Volkskunde, 58 (2017), S. 51–72. Von der "Waffe im Volkstumskampf" zum Integrationsmedium. Zum Funktionswechsel von Hugo Mosers Liederbuch Volkslieder der Sathmarer Schwaben mit ihren Weisen von 1943 und dem Neudruck von 1953, in: Lied und populäre Kultur/Song and Popular Culture, 62 (2017), S. 259–282. Der "Volkstumsarbeiter" Emil Maenner – Anmerkungen zu seiner Biografie und seinem Nachlass im IVDE Freiburg, in: Hans-Werner Retterath (Hg.): Zugänge. Volkskundliche Archiv-Forschung zu den Deutschen im und aus dem östlichen Europa (Schriftenreihe des IVDE, 16), Münster/New York 2015, S. 195–217. Schwäbische Diasporapflege mit Liedern. Hugo Moser und seine sathmarschwäbischen Liederbücher, in: Ethnographica et Folkloristica Carpathica, 18 (2013), S. 63–94. Hans Steinacher. Die Stilisierung zum ersten Soldaten des "Volkstumskampfes" und nach 1945 zum NS-Opfer, in: Michael Fahlbusch/Ingo Haar (Hg.): Völkische Wissenschaften und Politikberatung im 20. Jahrhundert. Expertise und "Neuordnung" Europas, Paderborn u. a. 2010, S. 153–176. Von "deutscher Treue" bis zu "deutscher Weltgeltung". Zur Symbolik der auslanddeutschen Kulturarbeit in der Zwischenkriegszeit am Beispiel ihrer Institutionsabzeichen, in: Rolf Wilhelm Brednich/Hans Schmitt (Hg.): Symbole – Zur Bedeutung der Zeichen in der Kultur.30. Deutscher Volkskundekongreß in Karlsruhe vom 25. bis 29. September 1995, Münster 1997, S. 408–421.
Projekt von Hans-Werner Retterath bis 2021