Städtepartnerschaften gelten seit Ende der 1940er-Jahre im Kontext der internationalen Annäherung und besonders der europäischen Integration als probates Mittel, um Menschen verschiedener, früher oft verfeindeter Staaten einander näher-
zubringen. Im Zentrum der Forschung stehen die Verbindungen deutscher Kommunen zu solchen in Polen, Ungarn und Kroatien.
Zählten anfangs der Versöhnungsgedanke und die Idee der Völkerfreundschaft zu den traditionellen Motivationen von kommunalen Verbindungen, erweiterte sich dies von den Hoffnungen auf eine Verbesserung der materiellen Verhältnisse bis hin zum Interesse an einer gesteigerten kommunalen Selbstdarstellung. Angesichts des vielfach noch bestehenden, aber auch neuen Ost-West-Gegensatzes lohnt es sich, nach den unterschiedlichen Vorstellungen vom Anderen und deren Revision durch persönliches Kennenlernen – wie etwa bei Bürgerreisen – zu fragen. Da letztlich der Einbezug der Bürgerschaft den Erfolg der Verbindungen ausmacht, sind verschiedene Trägergruppen und -institutionen (Schulen, Vereine, Religionsgemeinschaften, Migranten) zu untersuchen. Weiteren Aufschluss über die Verbindungen geben ihre unmittelbaren Materialisierungen im kommunalen Raum (nach der Partnergemeinde benannte Straßen und Plätze, Partnerschaftsschilder, -bäume u. ä.) mit ihren Symboliken und Auswirkungen
Publikationen
"Kroatien ist mehr als Adria, Urlaub und Cewapcici." Baden-württembergisch-kroatische Kommunalpartnerschaften im Überblick, in: Die Pforte, 34–36 (2014–2016), S. 17–49.
Sprachförderpreis der Stadt Kenzingen im Gedenken an Stadtrat Herbert Emmenecker 2008–2015, in: Die Pforte, 34–36 (2014–2016), S. 119–126.
Arbeitsmigration, Bürgerkrieg und EU-Mitgliedschaft. Baden-württembergisch-kroatische Kommunalpartnerschaften im Wandel, in: Jahrbuch für deutsche und osteuropäische Volkskunde, 55 (2014), S. 38–75.
Der Beitrag der Städtepartnerschaften für den Frieden, in: Freundeskreis Oświęcim e. V. (Hg.): Festschrift zum 5-jährigen Bestehen des Freundeskreises Oświęcim e. V., o. O. [Breisach] 2012, S. 35–43.
Migranten in kommunalen Partnerschaften. Zur Nutzung einer vernachlässigten Ressource, in: Reinhard Johler/Max Matter/Sabine Zinn-Thomas (Hg.): Mobilitäten. Europa in Bewegung als Herausforderung kulturanalytischer Forschung. 37. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde in Freiburg im Breisgau vom 27. bis 30. September 2009, Münster 2011, S. 471–479.
Von der Ablehnung zum Engagement? Einstellungen von Vertriebenen und Aussiedlern zu kommunalen Partnerschaften mit dem östlichen Europa vor und nach der politischen Wende, in: Hans-Werner Retterath (Hg.): Kommunale Partnerschaften zwischen West und Ost. Referate der Tagung des Johannes-Künzig-Instituts für ostdeutsche Volkskunde vom 7.–9. November 2007 (Schriftenreihe des Johannes-Künzig-Instituts, 11), Freiburg 2009, S. 55–10.
Rituale der Gemeindepartnerschaften zwischen Baden-Württemberg und Ungarn am Beispiel von Baumpflanzungen, in: Michael Prosser/Csilla Schell (Hg.): Fest, Brauch, Identität – Ünnep, szokás, identitás. Ungarisch-deutsche Kontaktfelder. Beiträge zur Tagung des Johannes-Künzig-Instituts, 8.-10. Juni 2005 (Schriftenreihe des Johannes-Künzig-Instituts, 9), Freiburg 2008, S. 107–131.
Gegen die Grenze in den Köpfen. Baden-württembergisch-polnische Kommunalpartnerschaften im Überblick, in: Jahrbuch für deutsche und osteuropäische Volkskunde, 49 (2007), S. 77–106.
Baden-württembergisch-ungarische Gemeindepartnerschaften – ein Forschungsprojekt des Johannes-Künzig-Instituts, Freiburg i. Brsg., in: Jahrbuch für deutsche und osteuropäische Volkskunde, 45 (2003), S. 151–154.
Projekt von Hans-Werner Retterath bis 2021