Institut für Volkskunde
der Deutschen des östlichen Europa
IVDE Freiburg
 
Nadine Bartels
Symbol misslungener Integration?
Zur ethnischen Kolonie russlanddeutscher Migrantinnen und Migranten in Lahr.

"Klein-Kasachstan im Ländle", "Gorki-Park" oder "Russen-Ghetto" - Begriffe, die als Synonyme für die badische Stadt Lahr gelten, eine Stadt, in der annährend jeder Fünfte der 43.000 Einwohner einen russlanddeutschen Migrationshintergrund besitzt. Die Bezeichnungen verweisen auf die große Zahl von Spätaussiedlern, die seit Ende des Kalten Krieges auf der Suche nach einer neuen Heimat in die Stadt am Schwarzwald gekommen sind. Sie verweisen darüber hinaus auch auf die bewegte Geschichte einer ehemaligen Garinsinsstadt und kanadische Nato-Hauptbasis auf dem Weg zu einem Ort, der nun bundesweit als "Aussiedlerstadt" für Aufsehen sorgt und seinen Platz hat in der gesellschaftlichen Diskussion um Integration, Segregation und um die so umstrittene "Parallelgesellschaften".

Auf Grundlagen von Interviews, archivalischen Dokumenten und der Berichterstattung in lokalen und überregionalen Medien wird ein Einblick gegeben in der Entstehungsbedingungen ethnischer Kolonien. Zentral sind dabei die Selbsteinschätzung und Sichtweisen russlanddeutscher Migrantinnen und Migranten. Wie sehen diese Einwanderer intraethnische Strukturen, die vielen als Problem und Integrationshemmnis gelten? Welche Funktionen erfüllen ethnische Kolonien für (Spät-)Aussiedler? Diese und weitere Fragen stehen im Zentrum der empirischen Untersuchung, die sich letztendlich mit der virulenten Frage beschäftigt, ob ethnische Kolonien allgemein als Symbol misslungener Integration verstanden werden können.

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