Institut für Volkskunde
der Deutschen des östlichen Europa
IVDE Freiburg
 
Quartalsbild 1/2024

Hauseingang in Badarski

Dem Eingang eines Hauses wurde schon seit jeher eine hohe Bedeutung zugemessen und man legte viel Wert auf seine Gestaltung. Bis ins 20. Jahrhundert verbindet sich in diesem gewöhnlichen architektonischen Element stets eine Vielzahl an Kompetenzen verschiedener Handwerker- von Maurern über Schmiede, Schlosser bis zu Tischlern, Steinmetzen oder Glasern. Die Haustür besitzt einen starken Symbolcharakter und ihre Bedeutung spiegelt sich in vielen überlieferten Bräuchen.

Auf dem Foto ist eine einfache alte Haustür in einer Wandnische abgebildet. Auf der Zarge oben sind die Jahreszahl und die Segensformel der Heiligen Drei Könige mit Kreide geschrieben. Außerdem finden sich auf dem schlichten Türblatt zwei einfache Blumensträuße, ebenfalls mit Kreide gezeichnet. Möglicherweise sind sie ein Verweis auf eine bevorstehende Hochzeit. Ein Hochzeitslader, auch Hochzeitsbitter genannt, der vor allem in den ländlichen Regionen für die Organisation einer Hochzeit engagiert wurde, zog mit der Hochzeitseinladung von Haus zu Haus. Für seine Bemühungen wurde er im jeden Haushalt reichlich belohnt, vor allem mit Most, Bier und Schnaps. Zum Abschied zeichnete der Hochzeitslader einen Blumenstrauß, sowie oft auch Datum und Ort der Festlichkeit, Höhe des Mahlgeldes und Teilnehmerzahl mit Kreide auf die Eingangstür.

Der Volkskundler Rudolf Hartmann nahm das Foto im Jahr 1934 in Badarski, einem kleinen von Banater Schwaben besiedelten Dorf in Nordwestbulgarien auf. Hartmann bereiste in den 1930er und 1940er Jahren mit seiner Kamera deutsche Siedlungen in östlichen Europa und dokumentierte das ländliche Leben. In dem online gestellten Bildarchiv des IVDE befinden sich 2096 Fotografien Hartmanns.

Alle Bilder aus dem Nachlass sind im Online-Bildarchiv über die Webseite des IVDE einsehbar. Zu den Bildern linkicon.png

Quelle:
Dettmer, Hermann: Die Figur des Hochzeitsbitters, Frankfurt am Main/ Bern 1976.

Bildarchiv: Veronika Králová
Als PDF speichern