Institut für Volkskunde
der Deutschen des östlichen Europa
IVDE Freiburg
 
Kulturelle Dimensionen von Migration und Integration

Der Arbeitsbereich "Kulturelle Dimensionen von Migration und Integration" des IVDE Freiburg hat drei Schwerpunkte: Ein erster untersucht die Geschehnisse im Vorgang von Flucht, Vertreibung und transitorischen Zwangsmaßnahmen (Lageraufenthalte, Deportationen). Ein zweiter untersucht die kulturellen Praktiken der aus dem östlichen Europa geflüchteten und vertriebenen Menschen während der Ankunftsphase und der Eingliederung sowie deren Entwicklung. Ein dritter, in jüngerer Zeit verstärkter Arbeitsschwerpunkt untersucht im Zusammenwirken mit wissenschaftlichen Institutionen anderer europäischer Länder die historische und gegenwärtige Situation in den Herkunftsgebieten und heutigen Siedlungsgebieten der deutschen Minderheiten im östlichen Europa auf der Ebene der populären Kultur.

Überlieferungen aus dem Fluchtgeschehen und aus der Zeit der Zwangsunterbringungen in Internierungs- und Übergangslagern nach dem Zweiten Weltkrieg bedürfen unserer Aufmerksamkeit im Hinblick auf die kulturanthropologisch zentrale Frage, welche Kulturpraktiken Menschen (außerhalb der Sorge um die rein physische Notdurft) auf jeden Fall aufrechtzuerhalten versuchen, um ihre Eigenschaft als Kulturwesen zu bewahren. In diesem Zusammenhang spielten u. a. die Praktiken der Religionsausübung eine hervorgehoben Rolle.

Ein unabdingbarer Teil der kulturellen Identität und des Alltags in der Bundesrepublik Deutschland ist nach dem Zweiten Weltkrieg von der Anwesenheit und den Leistungen der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen mitbestimmt worden. Die Dokumentationen und Untersuchungen im IVDE Freiburg sollen in diesem Zusammenhang die Frage beantworten helfen, welche expressiven institutionalisierten Handlungen (Veranstaltungen, Brauchformen), welche Gruppierungen (Vereine, Heimatortsgemeinschaften) und welche Medien (Druckerzeugnisse, Bildmaterialien, Tondokumente, audiovisuelle Dokumente) auf der Ebene der populären Kultur und der Alltagskultur empirisch auffindbar sind und wie sie eingeordnet werden können.

Die wechselseitigen kulturellen Interdependenzen in den Herkunftsgebieten zwischen Minderheiten und Mehrheitsbevölkerung bestehen auch nach Flucht und Vertreibung aus dem östlichen Europa nach wie vor. Dies schafft internationale Anknüpfungspunkte und Verbindungsebenen nun schon unter den Aspekten einer europäischen Integration. Hier geht es darum, im Verbund mit den zuständigen Institutionen (Akademien, Hochschulen) der einzelnen Länder die entsprechenden Entwicklungen und Wandlungsprozesse historisch und gegenwartsbezogen zu erforschen und gemeinsam zu präsentieren.

Laufende Projekte

Selbstzeugnisse als Spiegel der Integration der Vertriebenen aus Ungarn, Schwerpunkt: Privatbriefe 

Integration und religiöse Kultur: Wallfahrtsveranstaltungen der Flüchtlinge und Vertriebenen in Südwestdeutschland 

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