Institut für Volkskunde
der Deutschen des östlichen Europa
IVDE Freiburg
 
Quartalston 4/2023

Nicht für die Schule…

Der aus Schramberg im Schwarzwald stammende Lehrer Thomas Kopp, der zehn Jahre als deutscher Lehrer in Argentinien arbeitete, war von 1938 bis 1940 am "Instituto Crespo" in Entre Rios angestellt.

Er erinnert sich: "Also [man] war wirklich bemüht, für die Wolgadeutschen etwas zu schaffen, nit. Und da haben sie dieses Institut gegründet, mit einer Volksschule, aber vor allem dann ein Lehrerseminar, eine Handelsschule und eine Landwirtschaftsschule.[…] Man sagte ja, schließlich können wir nicht Hunderte von deutschen Lehrern euch nach Entre Rios schicken, in jede Kolonie einen, ihr müsst die Lehrer selbst stellen." Das als Internat konzipierte "Instituto Crespo" wurde 1935 gegründet, um Schülerinnen und Schülern aus ländlichen Familien eine gute Ausbildung zu ermöglichen und um die Zahl der Landschullehrerinnen und -lehrer zu erhöhen (Lütge/Hoffmann/Körner 1955, S. 338; Volberg 1981; S. 184f.).

Die Schulen dienten dem 1918 gegründeten "Deutschen Volksbund für Argentinien" als Mittel zur nationalen Erziehung der Kinder, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten bildeten sie ein wichtiges Vehikel zur Verbreitung derer Ideologie. Die Wolgadeutschen sollten "ihr Volkstum" nicht verlieren und benötigten deshalb – so argumentierte man – deutsche Lehrer, die vor Ort ausgebildet werden sollten.

Quelle:
Wilhelm Lütge/Werner Hoffmann/Karl Wilhelm Körner: Geschichte des Deutschtums in Argentinien. Buenos Aires 1955.
Anne Saint Sauveur-Henn: Die deutsche Migration nach Argentinien (1870–1945), in: Peter Birle: Die Beziehungen zwischen Deutschland und Argentinien (Bibliotheca Ibero-Americana, Bd. 135), Frankfurt/Main 2010, S. 21-52.
Heinrich Volberg: Auslandsdeutschtum und Drittes Reich. Der Fall Argentinien. Köln/Wien 1981.
Tonarchiv des IVDE, Band 1078, aufgenommen in Freiburg im Breisgau, am 10.1.1976.

Tonarchiv: Elisabeth Fendl
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