Institut für Volkskunde
der Deutschen des östlichen Europa
IVDE Freiburg
 
Quartalsbild 2/2023

Donauhafen in Cernavoda

Die Donau entspringt in Donaueschingen und mündet nach 2.857 Kilometern schließlich im Schwarzen Meer. Auf ihrer Strecke durchquert bzw. berührt sie zehn Länder. Viele Jahrhunderte diente der zweitlängste Fluss Europas als wichtige Verkehrs- und Handelsroute, was zu kulturellem Austausch und verschiedensten Verflechtungen führte. Und dies bis heute! Mithilfe der Donau-
raumstrategie zum Beispiel, in der sich unter anderem das Land Baden-Württemberg für die Verbesserung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Donauraum engagiert, sollen bereits bestehende Verbindungen weiter intensiviert werden.

Auch viele deutsche Auswanderer, die ab dem 18. Jahrhundert im östlichen Europa siedelten, nutzten die Donau. Auf Booten und Schiffen gelangten sie an ihre Zielorte – und zum Teil auch wieder zurück. Die Donau machte Mobilität möglich und ist damit zentraler Bestandteil europäischer Migrationsgeschichte. Deutlich wird das u.a. in ihrem Mündungsgebiet an der rumänisch-ukrainischen Grenze: Südlich davon befindet sich die rumänische Dobrudscha, nördlich davon das ukrainische Schwarzmeergebiet; beides historische Siedlungsgebiete der deutschen Minderheit.

Diese Gebiete sind eng mit der leid- und gewaltvollen Geschichte des 20. Jahrhunderts verknüpft. Das Foto* spiegelt ein Kapitel dieser Geschichte wider: Es zeigt Schiffe der Ersten Donaudampfschifffahrts-Gesellschaft und den Donauhafen im rumänischen Cernavodă im Jahre 1940. Im Kontext der nationalsozialistischen Zwangsumsiedlung der Deutschen aus der Dobrudscha in reichsdeutsche Gebiete stellte die Schiffsreise die erste Etappe der erzwungenen Migration dar. Dieses und weitere Dokumente europäischer Ver- und Entflechtungsgeschichten entlang der Donau beherbergt das Bildarchiv des IVDE.

Quellen:
Keller, Albrecht: Meine Erinnerungen an Kobadin. In: Jahrbuch der Dobrudschadeutschen 3 (1958), S. 163-171; hier S. 165.

Bildarchiv: Alexandra Waliño Fernandez
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